Jagdstückel
Zum geschichtlichen Hintergrund, hier eine kleine Anekdote aus längst vergangener Zeit!
„Heute ist die Vorstellung, was das Landegger Bärentreiben einst war, gänzlich entschwunden, ein Rest erhielt sich nur in dem Schimpf- und Spottwort „Landegger Bärentreiber“, dass immer als schwere Beleidigung aufgefaßt wurde und Anlaß zu mancher Rauferei gab…
…die Landegger wären ausgezogen einen Bären zu erlegen, an dessen Stelle einen wertvollen Hund erschlugen, welcher angeblich das Lieblingstier des Fürsten Esterhazy gewesen, für dessen Zustandebringung er einen hohen Finderlohn ausgesetzt hätte.“ (Dr. Richard Fuchs, Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, Landegger Volksbräuche, Wien, 1950)
„Ein lustiges Jagdstückel aus Landegg.
Es hat sich nämlich auf einmal in Landegg (bei Pottendorf) das Gerücht verbreitet, daß draussen in den Kukurutzfeldern - ein Bär sein ‚Unwesen treibt. Wo er hätte herkommen sollen, der Bär, darnach hat gar niemand gefragt, genug er war da, der Bär. Also auf zur Jagd! Es haben sich glücklich 7 Schwaben - will i sagen 7 Landegger - gefunden, die entschlossen waren, mit Meister Petz anzubinden.
Um 7 Uhr Früh sein die 7 ausgerückt, - nit etwan im Schützenrock a la Bundesschießen, sondern in Gattje und Schlafhauben, in Hemdsärmeln und blossfüssig, ein malerischer Anblick. Muthig nahen sie dem Kukurutz, wo das Untier sein soll. Es hat keiner den Bären gesehen, aber am Umbrechen der Kukurutzpflanzen hat man den Petz erkannt, wo er sein muss.
Sogleich wird ein heftiges Feuer nach diesem Punkt gerichtet, aber wie die Kukurutzkolben sich herwärts bewegten, haben die 7 Schwaben, die 7 Landegger will i sagen, jedesmal eiligst die Flucht ergriffen. Nach einer Stund’ haben’s all’ ihr Pulver verschossen gehabt. Der Bär musste schon aus tausend Wunden bluten, aber er war noch immer nicht todt, denn noch immer bewegte sich der Kukurutz hin und her. Endlich begehrt der Verwegenste von allen eine Mistgabel und diese schwingend dringt er in das Kukurutzfeld ein, um ganz allein den Kampf mit dem Bären zu bestehen. Streich fällt auf Streich und wie die anderen sehen, dass der Bär nit zurückschlagt, wagen sie sich endlich auch hinein und endlich umstehen alle den Schauplatz des blutigen Kampfes.
Der Bär war auf’n Hund, - nein! das ist unrichtig, der Hund war auf’n Bären, nein auch nicht, - der Bär war ein Hund, jetzt is’s richtig, nämlich ein wunderschöner grosser Hund, für den der Eigentümer schon 200 fl. gehabt hätte und den die Landegger Schützen jetzt zahlen müssen, während sie obendrein noch von allen Seiten ausgelacht werden. Ob die Ebenfurther Schießstatt diesen wackeren Schützen nit ein weissblechernen Ehrenbecher spendiert?“
(Hans Jörgel, Gumpoldskirchen, 1. September 1868)
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